Ursünde, Sündenfall und Erbsünde

Indem Adam und Eva die Ursünde begingen, kam es zum Sündenfall: Adam und Eva wurden aus dem Paradies vertrieben. Und wir – alle Menschen – als die Nachkommen von Adam und Eva haben die Ursünde als Erbsünde übernommen. 3 Begriffe im Kontext dieser Entwicklung und alle 3 enthalten den Begriff “Sünde”. Wo kommt diese extrem negative Bewertung her?

Der Sündenfall bedeutet die Trennung des Menschen von Gott. Diese Deutung ist bei weitem nicht so metaphorisch, symbolisch oder im übertragenen Sinne, wie sich das die Menschen einbilden (falls sie es nicht für völligen Unfug halten). Der Sündenfall ist ein knallharter realer Fakt und auch alle anderen Begriffe in diesem Kontext bezeichnen sehr reale Aspekte der Realität: Es geht um die Lösung von existenziellen Problemen des Menschen. Ein Mensch, der seine Probleme gelöst hat, kann sich auf das wirklich Wesentliche im Leben konzentrieren: Die Erfüllung seines Lebenssinns, was nichts anderes bedeutet, als seine Träume zu verwirklichen. Die Vision, die für viele vielleicht einfach nur nach einer schönen Phantasterei klingt, ist tatsächlich erreichbar und das Leben, welches damit verbunden ist, wird durch den Begriff “Paradies” durchaus treffend beschrieben. Es ist ein Leben voller Freude und Begeisterung, ein Leben voller Erfolg, der auf einer erstaunlichen persönlichen Entwicklung basiert.

Gut, aber was hat Gott damit zu tun? Und warum ist es eine Sünde, ein mühsames, sorgenvolles Leben zu führen, in dem es die meiste Zeit nur ums Geld verdienen geht?

Folgendes hatte ich bereits festgestellt:

Nun ist es so: Was ich gleich behaupten werde, klingt für die meisten Menschen vermutlich wie eine Phantasterei ohne jeden Bezug zur Realität. Und damit sind wir wieder am grundlegenden Problem der rationalen Isolation angelangt. Es ist das gleiche Problem, auf das man immer stößt, wenn man versucht, anderen Menschen den Weg aus ihrem Dilemma zu zeigen:

Die rationale Isolation verzerrt die Wahrnehmung der Realität. Und zwar verzerrt sie sie so stark, dass ganz selbstverständliche und naheliegende Wahrheiten plötzlich wie absurde Geschichten erscheinen.

Die meisten Menschen nehmen sich als abgetrennte, isolierte Einheiten inmitten einer materiellen Realität wahr, die nicht wirklich sehr kooperativ erscheint. Entsprechend der wissenschaftlichen Weltsicht wird die den Menschen umgebende Welt von Naturgesetzen und Zufällen bestimmt. Sehr intelligent wirkt ein von Naturgesetzen und Zufällen bestimmtes Verhalten nicht und besonders darauf verlassen kann man sich auch nicht. Das Leben erscheint wie ein ständiger Kampf gegen diese dämliche, zufallsgesteuerte materielle Umwelt.

Wenn ich nun behaupten würde, diese scheinbar dämliche, zufallsgesteuerte materielle Umwelt ist gar nicht so dämlich, wie sie vielen Menschen erscheint, sondern sie ist ganz im Gegenteil ein intelligentes Ganzes, von dem der Mensch ein wichtiger Teil ist – wie viele Menschen werden mir wohl glauben?

Aber es ist genau so: Die Welt erscheint nur deshalb so dämlich wegen des Sündenfalls bzw. wegen der Trennung des rationalen Verstandes von seiner Quelle.

Ich hatte bisher immer die Formulierung verwendet “Trennung des rationalen Verstandes von der Quelle der Intuition (oder des Instinkts).” Diese Formulierung ist nicht unbedingt falsch, aber richtiger muss es eigentlich heißen:

Der Sündenfall ist die Trennung des rationalen Verstandes von seiner Quelle.

Es handelt sich nämlich nicht um irgendeine Informationsquelle, sondern eben um das Ich des Menschen! Das ist das, was den Menschen antreibt. Es ist die Grundlage seiner Existenz. Es ist, was dem Menschen überhaupt Leben einhaucht. Es ist, was den Verstand (und alle sonstigen Aspekte des Menschen) hervorbringt.

Ohne diese Quelle existierte nichts, das irgendwie den Menschen ausmacht. Die Annahme, das menschliche Ich würde im Gehirn entstehen, ist eine der schwachsinnigsten Ideen des wissenschaftlichen Weltbildes. Sie zeigt, wie weit der Mensch durch die rationale Isolation in die Irre gelaufen ist.

Das ist das eigentlich Lächerliche und gleichzeitig Erschreckende: Der Mensch im Zustand der rationalen Isolation verneint, was ihm seine Existenz überhaupt erst ermöglicht bzw. was diese Existenz hervorbringt. Und das ist die Sünde: sich so verblenden zu lassen, dass man das verneint, dem man seine Existenz verdankt und stattdessen ein paar krude Theorien voller Fehler hervorzubringen, die die Welt trotz dieses fundamentalen Irrtums wieder zurechtbiegen sollen.

Das intelligente Ganze, von dem der Mensch meinen phantastischen Behauptungen zufolge ein Teil sein soll, ist in religiöser Terminologie übrigens Gott!

Wie diese religiösen Deutungen zu den wahren Anteilen der Evolutionstheorie passen und was an der Evolutionstheorie wahr und was falsch ist, können sie in meinem Buch "Evolution ist kein Zufall" lesen.

nächstes Kapitel: Sein Wille geschehe